Florence Knoll – Architekturrevolutionärin

Zuletzt aktualisiert am 17 Jänner 2023
Eine der wichtigsten Designerinnen und Architektinnen des 20. Jahrhunderts wurde am 24. Mai 1917 als Florence Marguerite Schust in Sanigaw, Michigan, geboren. Ihre Eltern verstarben früh, sodass Knoll mit 12 Jahren als Waise im Internat der Kingswood Schule für Mädchen lebte. Auf demselben Campusgelände befand sich auch die Cranbrook Kunstakademie, die die amerikanische Antwort auf Bauhaus sein sollte und ihr weiteres Leben entscheidend prägte.
Knolls Lehr- und Wanderjahre
Als Knoll – genannt Shu – früh großes Interesse an Architektur zeigte, freundete sie sich mit Eliel Saarinen an. Der berühmte finnische Architekt unterrichtete in Cranbrook und erkannte Knolls Potential. Er lud sie in den Sommern in seine finnische Heimat ein, wo sie nicht nur eine enge Beziehung zu Saarinens Sohn Eero – später ebenfalls ein gefeierter Architekt – aufbaute, sondern auch Bekanntschaft mit Alvar Aalto machte. Nach der Schule wechselte sie auf die Kunstakademie, erwarb dort kunsthandwerkliche Fähigkeiten in Metall-, Holz- und Keramikwerkstätten und ließ sich von Saarinen unterrichten.
Ab 1935 studierte sie an der Architectural Association in London, musste beim Ausbruch des zweiten Weltkriegs jedoch zurück in die USA. Dank der Empfehlungen von Saarinen und Aalto konnte sie ihr Studium zunächst an der Harvard Graduate School of Design unter Walter Gropius und Marcel Breuer fortsetzen, bis sie ans Illinois Institute of Technology wechselte und dort in Ludwig Mies van der Rohe denjenigen fand, von dem sie ihrer eigenen Aussage nach das meiste gelernt habe.
Knoll Associates – eine Erfolgsgeschichte
1941 zog die 24-jährige Architektin nach New York, um im Büro von Marcel Breuer und Walter Gropius zu arbeiten. Dort lernte sie den deutschen Architekten Hans Knoll kennen, der gerade sein eigenes Möbelunternehmen aufbaute. Ihre Design-Fähigkeiten und sein Geschäftssinn ergänzten sich hervorragend und 1943 trat Florence in Hans Knolls Firma ein. Die beiden formten Knoll Associates, was bis heute unter dem Namen Knoll International besteht.

1946 heirateten sie schließlich. Nicht zuletzt dank Florence’ Verbindungen konnten sie neben eigenen Möbelentwürfen auch exklusive Designs von Saarinen, Harry Bertoia und van der Rohe anbieten. Das erste internationale Aufsehen erregte Knoll Associates mit mehrfach ausgezeichneten Drahtgeflechtstühlen in Chrom.
Knoll Planning Unit – die Revolution
Innerhalb ihres Unternehmens gründete und leitete Florence Knoll die Knoll Planning Unit. Damit schuf sie einen neuen Standard für modernes Corporate Design und konnte etwas anbieten, das es nie zuvor gegeben hatte: ein Inneneinrichtungsprogramm als Gesamtkonzept.
Vom Schreibtischstuhl bis zum Sofakissen harmonierten Farbe, Form und Material miteinander. In insgesamt 48 von Florence entworfenen Showrooms weltweit konnte das Knoll-Konzept besichtigt werden. Florence Knoll war die erste Innenarchitektin, die nicht bloß “umdekorierte”, sondern das Unternehmen, seine Kultur und Bedürfnisse ganz genau untersuchte und in die Inneneinrichtung integrierte. Ein Verfahren, wie es auch unsere Projektmanagerin Judith in den Komplettlösungen anwendet.
Zu den namhaften Unternehmen, deren Einrichtung und Design Knoll maßgeblich gestaltete, zählen unter anderem IBM und das Medienunternehmen CBS.
Florence Knoll als Möbeldesignerin
Knoll war nicht nur eine erfolgreiche Interior Designerin, sondern gestaltete auch prägende Möbel der Zeit. Sie entwarf minimalistische Sofas, Sessel, Sideboards und Tische in der Tradition des Bauhaus.
Einige ihrer Stücke stehen in bedeutenden Museen. Das Couchmodell 1206 findet sich zum Beispiel im Museum of Modern Art in New York. Ein “typischer Knoll” ist auch das Sideboard 2548, das mit seiner hochwertigen Verarbeitung und den edlen Materialien Dezenz und schlichte Eleganz ausstrahlt.
Trotz ihres großartigen Gespürs für moderne Ästhetik bezeichnete Knoll selbst ihre eigenen Designs als “Füllmaterial” zwischen den Entwürfen von Bertoia, van der Rohe und Saarinen im Knoll Katalog.
Florence Knoll privat und beruflich
1955 kam Florence’ Mann, Freund und Geschäftspartner Hans Knoll bei einem Autounfall ums Leben. Daraufhin musste sie als Geschäftsführerin übernehmen. 1960 gab sie die Präsidentschaft auf, um sich ganz dem Design und dem Corporate Interior zu widmen. Zuvor heiratete sie 1958 den Bankier Harry Hood Basset (heißt seitdem Florence Knoll Bassett) und ging mit ihm nach Miami. 1965 zog sie sich schließlich ganz aus dem Unternehmen zurück.
2002 wurde die 85-jährige Florence Knoll mit der “National Medal of Arts” für ihren außerordentlichen Beitrag zu Architektur und Design geehrt.