Terrazzo: Nicht auf dem Boden geblieben

Zuletzt aktualisiert am 17 Jänner 2023
Neben dem großen Marmor-Trend, der uns voraussichtlich noch lange erhalten bleibt, erfreut sich Terrazzo immer größerer Beliebtheit: ein Material, das als Bodenbelag bereits seit der Antike bekannt ist und nun zunehmend für Möbel und Wohnaccessoires eingesetzt wird.
Was ist Terrazzo überhaupt?
Terrazzo besteht aus dekorativen, oft verschieden farbigen sogenannten Zuschlagstoffen, die auf eine zementgebundene Estrich-Unterlage aufgetragen werden. Diese charakteristischen Gesteinssplitter sind zum Beispiel Marmor, Kalkstein, Dolomit, Granit oder Flusskies. Nach der Trocknung wird der Belag sorgfältig geschliffen und poliert. Erst dadurch werden die Zuschläge gut sichtbar und der Terrazzo erhält eine glänzende Oberfläche.

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde ausschließlich vor Ort fugenlos gegossen, weshalb man auch von “Ortsterrazzo” oder “Guss-Terrazzo” spricht. Heutzutage ist es jedoch üblich, bereits im Werk Terrazzo-Platten zu gießen, die dann am Bestimmungsort in einem Mörtelbett verlegt werden.
Terrazzo ist unglaublich vielfältig: Sein Aussehen wird sowohl von der möglichen Einfärbung des Bindemittels als auch von der Wahl, Größe und Menge des Zuschlagstoffes beeinflusst.
Ein robuster Evergreen: Warum Terrazzo?
Terrazzo sieht mit seiner Kombination aus verschiedenen Gesteinen nicht nur toll aus, sondern ist dazu auch noch besonders robust – was es langlebig und damit praktisch einsetzbar macht. Es ist ein Bodenbelag, mit sehr langer Lebensdauer, der dank Nachschliff und -politur auch noch nach Jahren wieder wie neu aussehen kann. Da klassischer Terrazzo aus mineralischen Stoffen besteht, hat er keine ungesunden oder geruchsbildenden Ausdünstungen und nimmt zudem kaum Wasser auf.
Die Geschichte des Terrazzo: Von den Römern zu den Influencern
Der beliebte Kunststein wird seit der Antike gefertigt und erlebte seine erste Blüte während der römischen Kaiserzeit. Wie vieles aus jener Zeit geriet er fast in Vergessenheit, bis er dann mit der italienischen Renaissance neu entdeckt wurde und besonders rund um Venedig populär war – und zwar für alles: von Sakralbauten bis zu einfachen Kontoren.
Nach Mitteleuropa schaffte es Terrazzo allerdings vor allem über den Kirchenbau, wo er aufgrund seiner Belastbarkeit sehr geschätzt wurde. Wegen dieser fand er auch in öffentlichen Gebäuden sowie in viel belaufenen Treppenhäusern Verwendung. Die weiteste Verbreitung hierzulande hatte er in der Gründerzeit und zur Jahrhundertwende. Deswegen könnt ihr Terrazzoböden noch in den Eingangsbereichen und Treppenhäusern vieler Altbauten bewundern.

Doch wie schaffte es Terrazzo in die Welt der heutigen Interior und Lifestyle Enthusiasten? Alles begann mit dem Designer Max Lamb, der aus vier verschiedenen italienischen Marmorarten und 5 % Polyester das Material Marmoreal schuf: Er wählte dafür größere Marmorstückchen in einer geringeren Dichte, sodass sich ein wesentlich grafischeres, modernes Terrazzobild ergab.
Dieses überzeugte optisch so sehr, dass das Muster mittlerweile an einer Vielzahl von Wohnaccessoires und Möbeln zu finden ist: zum Beispiel als Tapete, Handyhülle oder Kissen.
Abgehoben: Warum wir den Bodenbelag einfach überall lieben
Wer schon mal in Mailand die legendäre Bar „Luce“ des Regisseurs Wes Anderson besucht hat, wird sich mit Sicherheit an den rosafarbenen Terrazzoboden erinnern können. Alle Interior-Begeisterten, die noch nicht da waren, sollten dies – kleiner Tipp an dieser Stelle – auf jeden Fall nachholen.
Max Lamb sei Dank, überzeugt Terrazzo nicht länger nur als Material, sondern auch als grafisches Muster. Wir lieben das Design für seine unendliche Vielfalt – ob farbenfroh oder monochrom!
Noch nicht genug vom Trendmaterial? Dann schaut doch mal bei Pinterest vorbei. Auf unserem Terrazzo-Board findet ihr weitere tolle Inspirationen!